AUSBILDUNG UND QUALIFIKATION DES PERSONALS IN
ARTOTHEKEN
Gudrun Calov (Professorin an der Hochschule der Medien Stuttgart) In den letzten Jahren hat sich das Berufsbild des Bibliothekars entscheidend verändert bzw. erweitert, denn angesichts der Medienentwicklung haben die Öffentlichen Bibliotheken neue Aufgaben zu erfüllen. Nonprint-Medien sind heute ein fester Bestandteil in Öffentlichen Bibliotheken, und zu diesen Medien zählen auch Graphiken, Bilder und Skulpturen sowie die Arbeit mit diesen speziellen Medien in einer Arto-/Graphothek. Die Fachhochschulen bzw. Ausbildungsstätten für Bibliothekare müssen diesem differenzierteren Berufsbild gerecht werden; Bibliotheksarbeit mit Dia, Video, Compact-Disc (CD), Bildplatte, Film, Microfiche, Tonträger, Spielen, Medienkombination und Arbeit in Graphotheken müssen selbstverständlich in den Lehrveranstaltungen des Pflichtprogramms für die Ausbildung der Bibliothekare angeboten werden. Einen eigenen Ausbildungsberuf "Artothekar" möchte ich hier aber keineswegs propagieren; dieser Beruf würde an der gegenwärtigen Arbeitsmarktsituation vorbei ausbilden. Eine Spezialisierung beispielsweise innerhalb des bibliothekarischen Fachstudiums oder eine Zusatzausbildung können jedoch von Nutzen sein. In einigen Hochschulen werden bereits spezielle Seminare zum Themenkreis Artotheken, Graphotheken, zu Fragen des Kunstaus!eihbetriebes angeboten. Hier möchte ich aber gleich deutlich einschränken: Mit dem Besuch eines Seminars für Kunstausleihe hat man noch keinesfalls die Qualifikation erworben, eine Artothek zu leiten, aber jeder Teilnehmer bekommt einen ersten Eindruck über die Vielfältigkeit der Arbeitsfelder in diesem Berufszweig. Hochschulseminare können nur erste Ansätze vermitteln, das meiste lernen die Mitarbeiter in Artotheken durch die Berufspraxis. Selbstverständlich sind Fortbildungsveranstaltungen für diese Berufsgruppe besonders wichtig. Von der Ausbildung her gesehen, halte ich die Berufskombination Bibliothekar/Artothekar für zweckmäßig; der Bibliothekar soll während seines Studiums mit vielen Aspekten bibliothekarischer Arbeit vertraut werden, die auf Artotheken parallel anwendbar sind. Entsprechende Arbeitsabläufe und Arbeitsprobleme erlernt er auch in Seminaren, die sich mit AV-Medien und Tonträgern aller Art beschäftigen. Man wird jedoch dem Berufsbild des Artothekars nicht gerecht, wenn man nur den Bibliothekar für "artothekengeeignet" halten würde; es gibt viele Einstiegsmöglichkeiten in diesen Beruf: Kunsthistoriker, Kunsterzieher, Museumspädagogen, Graphiker, Galeristen, Angestellte aus Kulturämtern können diesen Beruf ebenso ausfüllen; jeder bringt einen Teil des notwendigen Wissens als Grundstock mit und muss in der Praxis dazulernen. Und das meiste in diesem Beruf erlernt man aus den Erfahrungen in der Praxis. Da verschiedene Voraussetzungen und Ausbildungsgänge für diesen Beruf geeignet erscheinen, ist die Konkurrenz entsprechend groß. Gerade arbeitslose Kunsterzieher, Museumspädagogen, Kunsthistoriker und Graphiker drängen verstärkt in dieses Berufsfeld. Schaut man sich in Artotheken der Bundesrepublik Deutschlands und Berlins um, welche Berufsausbildung die Mitarbeiter haben, entspricht dies genau den angegebenen Tatsachen. Schon aus diesen genannten Gründen wird es kaum notwendig oder möglich sein, einen eigenen Ausbildungsberuf "Artothekar" durchsetzen zu wollen. Die Nachfrage nach solcherart ausgebildeten Artothekaren ist viel zu gering. Eine spezielle Ausbildungsmöglichkeit für diesen Beruf möchte ich im folgenden näher skizzieren: das Studium an der Fachhochschule für Bibliothekswesen in Stuttgart 1). Hier ist der Studiengang Öffentliche Bibliotheken in das Hauptfach Bibliothekswissenschaft und in ein Nebenfach gegliedert. Die bibliothekswissenschaftlichen Fächer beinhalten einen allgemeinen Pflichtteil und drei Wahlprogramme, das Nebenfach eine bibliotheksbezogene Wissenschaft eigener Wahl. Zu Beginn des Studiums wählt der Student aus dem Angebot von zehn Wahlwissenschaften eine aus und belegt diese im Sinne eines ZweiFächer-Studiums an der Universität, das heißt er studiert im Hauptfach die bibliothekswissenschaftlichen Fächer und im Nebenfach eine der zehn angebotenen Wissenschaften. Eine Spezialausbildung für Artothekare gibt es auch in Stuttgart nicht, aber die Berufsmöglichkeit des Artothekars findet innerhalb der Ausbildung eigene Berücksichtigung. Denn eines der zehn Nebenfächer aus dem Lehrangebot ist Kunstwissenschaft. Hier werden neben den Grundlagen des fachspezifischen Bestandsaufbaus in erster Linie für Lektoratsarbeit in Bibliotheken und fachspezifischer bibliographischer Auskunftsmittel ein kritischer Umgang mit Kunst und Kunstliteratur vermittelt. Auch neue Arbeitsfelder werden einbezogen, und dazu gehören alle Fragen der Kunstausleihe, wie sie Artotheken und Graphotheken vermitteln, das heißt in die Pflichtveranstaltungen ist die Behandlung dieser Aufgabenfelder fest integriert. Bei der derzeitigen angespannten Wirtschaftslage und entsprechend geringen Berufsaussichten im öffentlichen Dienst, auch für Bibliothekare, muss man alle erdenklichen Möglichkeiten der Vermittlung von Spezialkenntnissen ausschöpfen, um eine zusätzliche Chance auf dem Berufsmarkt zu erhalten. Für die Arbeit in Arto-/Graphotheken bietet die Ausbildung in Bibliothekswissenschaft und Kunstwissenschaft hier eine ideale Ausgangskombination. Die Kenntnisse, die in Seminaren zu Fragen der Kunstausleihe vermittelt werden, müssen die Erfahrungen aus der Praxis wiedergeben. Alle Materialien, die im Unterricht verwendet werden, sollten deshalb Praxisbeispiele sein, etwa Kataloge, Broschüren, Werbematerialien wie Plakate, Handzettel, die dann in Seminaren sorgfältig analysiert und ausgewertet werden. Besuche von Artotheken innerhalb des Seminarprogramms sind selbstverständlich. Themenbereiche, die in Artothekseminaren behandelt werden sollten: Einführung: Übersicht über die historische Entwicklung der Kunstausleihe mit Beispielen auch aus anderen Ländern. Erster Schwerpunkt: Bestandsaufbau, Erschließung, Präsentation, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Arbeitstechniken, Ausstellung, Aufbewahrung, Rechtsprobleme, technische Probleme, Restaurierung, Rahmung, Verpackung, Ausstattung der Räume. Zweiter Schwerpunkt: Zeitgenössische graphische Techniken, aber auch zeichnerische und malerische Techniken in der gegenwärtigen Kunstszene. Dritter Schwerpunkt: Übersicht über die Kunst nach 1945 und Probleme der Einordnung und Zuordnung von zeitgenössischen Künsflern und Kunstströmungen. Vierter Schwerpunkt: Erstellung eines alphabetischen Künstlerkataloges mit Formalerschließung von Blättern auf Musterbögen und in Inventaren. Versuch einer inhaltlich-sachlichen Erschließung, zum Beispiel in Motivkatalogen. Qualifikation Für die Qualifikation der Mitarbeiter in Artotheken können hier nur einige allgemeingültige Anregungen zur Kenntnis gegeben werden, da die beruflichen Voraussetzungen der Mitarbeiter sehr verschieden sind und wohl auch bleiben worden. Das Wesentliche für diesen Beruf lernt man durch die Erfahrungen der Berufspraxis, und jeder bringt aus seinem bisherigen Beruf oder seiner Ausbildung unterschiedliche Substanz mit und muss dazulernen. Einige Punkte, die für die Qualifikation nützlich sind: 1. Eine Grundvoraussetzung für diesen Beruf ist das Interesse an zeitgenössischer Kunst, das heißt die intensive Auseinandersetzung mit den Aussagen der Kunst zur Zeit und umgekehrt. Es gibt kein Patentrezept für den rechten Umgang mit moderner Kunst, denn jeder macht im Laufe seines Lebens einen oder mehrere Erfahrungsprozesse durch. Die Begegnung mit der Kunst der Gegenwart kann durch den Besuch von Ausstellungen geschehen, seien sie nun monographischen oder thematischen Charakters, jede Ausstellung regt die Neugier des Betrachters an und führt damit zu weiterer Beschäftigung mit der Materie, beispielsweise in Ausstellungskatalogen, Kunstzeitschriften und Büchern. Man sollte aber keineswegs das Kunstinteresse auf die zeitgenössische Kunst beschränken, vieles aus der modernen Kunst ist ohne Rezeption vergangener Epochen und Stile unverständlich, und dementsprechend ist eine intensive Auseinandersetzung mit der älteren Kunst notwendig. 2. Genaue (praktische!) Kenntnisse der graphischen Techniken, aber auch der zeitgenössischen zeichnerischen und malerischen Techniken. 3. Interesse an praktischer und organisatorischer Arbeit. 4. Kenntnisse im Umgang mit Behörden, Mitarbeitern in Bibliotheken und anderen kulturellen Einrichtungen. Man muss von der Bedeutung der Artothek überzeugt sein, um immer wieder andere von der Notwendigkeit dieser Arbeit überzeugen zu können. 5. Einfühlsames Eingehen auf das Publikum bzw. Verständnis für '.unmögliche" Fragen und Diskussionen. 6. Mut zur Öffentlichkeitsarbeit. Grundlage einer gut aufgebauten Artothek ist zunächst die genaue Kenntnis der ortsansässigen Kunstszene, das heißt man muss selbstverständlich das Kunstangebot des eigenen Ortes und Umkreises, die Museen, Kunstvereine, Künstler, Künstlerverbände und private Galerien kennenlernen. Hierbei muss der eigentliche Zweck einer Artothek - Kunst für den privaten Bereich auszuleihen - immer gegenwärtig sein, denn nicht jede Art von zeitgenössischer Kunst eignet sich dazu, in Wohnungen zu hängen. Gerade in kleineren Orten wird dieses Kunstangebot oftmals ungenügend oder für die Zwecke der Kunstausleihe ungeeignet sein. Eine Artothek steht und fällt mit dem persönlichen Engagement derjenigen, die für diese Einrichtung verantwortlich zeichnen. Die mutige Erwerbungspolitik, die ein einzelner Artothekar in einem bestimmten kulturellen Umfeld machen kann, kann und darf nicht Vorbild und Maßstab sein für alle anderen Artotheken im Lande. Jeder Artothekar muss für sich selbst entscheiden, wie weit er dem vermeintlichen Publikumsgeschmack entgegenkommen will und das sogenannte "leichter Verständliche" erwirbt. Aber in der konzentrierten Auseinandersetzung mit der örtlichen oder regionalen Kunstszene ist der Reiz der individuellen Akzentsetzung des Bestandsaufbaus gegeben. Und das ist das Positive in der bisherigen Entwicklung der Artotheken: Keine gleicht der anderen, da jede ein individuelles und regional unterschiedliches Angebot berücksichtigt. Größere Artotheken versuchen, die neuesten Tendenzen des Kunstmarkts in ihren Sammlungen zu berücksichtigen. Dazu zählt auch „ problematische" Kunst, die auf den ersten Eindruck hin als nicht ausleihbar erscheint. Artotheken können schneller auf die jeweils gegenwärtigen Strömungen und Tendenzen auf dem Kunstmarkt reagieren als manche museale Sammlung, daher kann aktuelle Kunst schneller in einer Artothek dem interessierten Publikum zur Verfügung stehen als in einem Museum.2). Zur Verbreitung und Propagierung zeitgenössischer Kunst durch die Artothek gehört auch der Mut, Problematisches zu sammeln - zunächst ohne Rücksicht auf seine Eignung als Zimmerschmuck. Kunst ist kein statischer Begriff, Kunst wird ständig diskutiert und neu definiert, ästhetische Begriffe und Normen werden permanent in Frage gestellt, neue Begriffe wie zum Beispiel Objekt und Produkt werden geprägt. Einzelaspekte wie Farbe, Raum, Licht und Oberfläche rücken in den Vordergrund. Wenn man versucht, ein breiteres Publikum an die zeitgenössische Kunst heranzuführen, werden neue Fragen an die Kunst gestellt, Fragen, die jeder für sich selbst immer wieder neu beantworten muss. Das Werk eines Künstlers wird nicht mehr wie selbstverständlich als Kunstwerk angesehen. Eine Identifikation mit dem Kunstwerk ist auch für viele Kunstinteressenten nicht mehr immer möglich. Schwieriger und nicht mit wenigen Worten zu beantworten ist die Frage nach dem sogenannten unteren Limit einer Artothek: Wo setzt man die Grenze zur sogenannten "Heimatkunst" oder zur "Laienkunst“ an, kann man etwa im Artotheksort wohnhafte volkstümliche oder populäre Künstler von der Artothekssammlung ausschließen, die den eigenen "hohen" Kunstmaßstäben nicht entsprechen, die man aber beispielsweise in Räumen der Bibliothek ausstellt? Welche Abgrenzung zur Laienkunst kann oder muss man vorgeben? Denn gerade die Berücksichtigung der ortsansässigen Künstler und Themen geben einer Artothek ihr individuelles Gesicht. Um sich gegen ..ungeliebte" Laienkunst abzugrenzen, sollte man Richtlinien in die Statuten der Artothek aufnehmen, etwa dass hier nur Künstler berücksichtigt werden, die eine Ausbildung absolviert haben, durch Ausstellungen oder als Mitglieder eines Künstlerverbandes ausgewiesen sind. In manchen Artotheken kann man solche Problemfälle der Entscheidung einer Ankaufskommission oder Jury übertragen. Ob aber eine Ankaufskommission oder Jury generell von Nutzen ist, muss man von Fall zu Fall entscheiden. Wichtig ist, dass die Jury nicht zuviele Mitglieder hat (3 - 5 Juroren höchstens) und die Artotheksleiterin in der Jury mitstimmt und mitentscheidet. In diesem Zusammenhang spielt auch die Frage eine Rolle, inwieweit sich Mitarbeiter einer Artothek für Kunstankäufe kompetent fühlen. Manche sind der Ansicht, für die diffizile Bestandsaufbau-Arbeit seien sie nicht ausgebildet und sehen es lieber, wenn eine Jury oder Kommission ihnen diese Arbeit abnimmt; dies aber reduziert die Artotheks-Arbeit auf eine bloße Verwaltung der Kunstobjekte. Sicher, mit Kunst umgehen, will erlernt sein, aber dies ist erlernbar. Jeder Kunstankauf erscheint zunächst als eine Gratwanderung und erfordert Mut zur Entscheidung. Gerade die Artothekare aber müssen sich im täglichen Umgang mit den Ausleihern zu den aktuellen Fragen der Gegenwartskunst äußern können und entwickeln schon dadurch ein Verständnis für diese Kunst. Durch die Publikumsnähe wissen sie zudem genauer was gefragt ist, als ein Kulturamtsleiter oder Jurymitglieder, die vielleicht ihren eigenen Kunstgeschmack anderen überzeugend darbieten möchten. Es gibt heute viele Möglichkeiten, den Umgang mit moderner Kunst zu erlernen-. Es gibt gute Kunstzeitschriften mit Themenschwerpunkt moderne Kunst-, die Zahl der Bücher die sich mit der Kunst nach 1945 beschäftigen ist so groß, dass eine empfehlende Literaturiiste kaum mehr aufgestellt werden kann, es gibt viele Ausstellungen und Ausstellungskataloge zu zeitgenössischen Künstlern, in fast allen Städten bieten Volkshochschulen oder andere Institutionen Kurse zu Gebieten der zeitgenössischen Kunst an. Wenn jemand aus einem künstlerischen Bereich kommt, wird es ihm leichter fallen, die Akzente des Bestandsaufbaus einer Artothek zu formulieren und diese Erwerbungspolitik gegenüber der Stadtverwaltung und dem Kulturdezernenten durchzusetzen, als einem anderen, der aus dem Verwaltungsbereich kommt und die notwendigen Kunstkenntnisse sich erst erarbeiten muss. Auf jeden Fall ist es wünschenswert, dass der Artothekar, wenn er den Aufbau der Sammlung nicht allein verantworten möchte, zumindest in der Ankaufskommission ein gewichtiges Wort mitredet. Als bloßer Verwalter der von anderen getätigten Kunstankäufe, das ist die ungünstigste Möglichkeit und abzulehnen, sie ist keinesfalls für ein eigenes Berufsbild förderlich. Eine Ankaufskommission oder Jury wäre beispielsweise in dänischen Artotheken undenkbar. Dänische Artothekare würden das als Einmischung in ihre Arbeit ansehen. Die Arbeit in den Artotheken steht und fällt ohnehin mit der Aufgeschlossenheit und dem Engagement eines Kulturdezernats oder eines Kulturamts. Da kann sich beispielsweise ein Mitarbeiter einer Bibliothek noch so sehr für diese Einrichtung einsetzen, wenn kein Geld vom Kulturamt für die Artothek bereitgestellt wird, läuft kaum etwas. Das Durchsetzen der graphothekarischen Arbeitsbelange bei der vorgesetzten Kulturbehörde erfordert Ausdauer und Fingerspitzengefühl und ist eine der Hauptaufgaben der Artothekare. Ebenso ist es wichtig, immer wieder die Belange der Artothek in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Mitarbeiter in Artotheken werden auch in Zukunft eine kleine Gruppe bleiben, die verstreut und isoliert mehr oder weniger auf sich selbst angewiesen ihrer Arbeit nachgehen müssen. Gerade deswegen ist eine engere Zusammenarbeit der Artothekon notwendig. Von seiten der Artothekare kommt immer wieder die Forderung nach einer zentralen, überregionalen Stelle, die sich aller Fragen des Kunstausleihbetriebes annimmt, die z. T. unterschiedlichen Erfahrungen der vielen Einzelnen sammelt, Anregungen bei der Planung und Neueinrichtung von Institutionen der Kunstausleihe weitergibt und sich intensiv um Fortbildungsmaßnahmen bemüht. Der kontinuierliche Erfahrungsaustausch der Artothekare ist eine dringende Notwendigkeit, deshalb müssen in einem festen Turnus Fortbildungsmaßnahmen für diese kleine und aktive Berufsgruppe angeboten werden. Das geschah bisher nur sporadisch und in allzu großen Zeitabständen. Umso erfreulicher und anerkennenswerter ist daher, was gerade die Artothekare in den letzten Jahren an Kulturarbeit und Öffentlichkeitsarbeit geleistet haben, trotz Streichungen und Engpässen im Kulturetat allerorten. Trotz dieser Bemühungen einzelner Personen und Institutionen gibt es in der Bundesrepublik Deutschland noch große Gebiete, wo weit und breit keine Kunstausleihe existiert. Gerade in ländlichen Gebieten und kleineren Städten ohne großes kulturelles Angebot wären solche Einrichtungen besonders zu begrüßen. Geht von einer Öffentlichen Bibliothek die Initiative für eine Neugründung aus, muss man die Arbeit mit der "örtlichen Kunstszene" absprechen und Mitarbeiter des Kulturamts und des Kunstvereins gewinnen. Geht von letzteren Einrichtungen die Gründungsinitiative aus, sollte man dafür die Mitarbeit der örtlichen Öffentlichen Bibliothek gewinnen; die Bibliothek ist der ideale Ort für eine Artothek wegen ihres hohen Bekanntheitsgrades und der Bürgernähe, das Bibliothekspublikum kennt keine Schwellenangst und ist hier eher für neue Dinge anzusprechen. Bei jeder Neukonzeption und Neuplanung von Bibliotheken sollte man von vornherein die Kunstausleihe sowie die räumlichen Möglichkeiten für Ausstellungen mitberücksichtigen. Anmerkungen: Viele Anregungen zur Arbeit in Artotheken verdanke ich den Gesprächen, die ich bei Besuchen mit Leitern und Mitarbeitern von Artotheken und in Kulturämtern führen konnte. Insbesondere danke ich Frau G. Ott-Osterwold für anregende Gespräche und Kunstdiskussionen. 1 . Studienführer- Hrsg. Fachhochschule für Bibliothekswesen Stuttgart (FHB), 4. Aufl. Stuttgart 1987 2. Die Sammlung der Graphothek in Stuttgart enthält mehr und charakteristischere Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern der regionalen Kunstszene als die Graphiksammlung der Staatsgalerie Stuttgart. zurück zur Literaturübersicht |