VORWORT

Detlef Schwarz


Artotheken sind der bislang jüngste Zweig der institutionell geförderten kommunalen Kulturarbeit; knapp 70 solcher Einrichtungen wurden im Verlauf der vergangenen 20 Jahre in der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Umgerechnet bedeutet dies, dass seit 1968, als die erste deutsche Graphothek in Berlin-Reinickendorf eröffnet wurde, im Durchschnitt 3 Artotheken pro Jahr eingerichtet worden sind - nicht gerade ein rasantes Tempo, aber doch immerhin beachtlich insofern, als dies ein kontinuierliches Wachstum dieser bislang immer noch recht unbekannten Form kommunaler Kulturförderung anzeigt und zustande gekommen ist in einem Zeitraum, der - zumindest in den letzten 10 Jahren - gekennzeichnet ist durch die finanzielle Auszehrung der kommunalen Haushalte; die düsteren Prognosen des Deutschen Städtetages verheißen hier für die nähere und fernere Zukunft kaum eine Wende zum Besseren. Und so muss man dieses gemächliche aber stetige Wachstum schon als Erfolg bezeichnen, insbesondere dann, wenn - im Bereich der Kultur - die Sicherung und Erhaltung des Status quo schon als Fortschritt gilt, wo Oper, Theater und Bibliotheken fast permanent von Schließung bedroht sind, wo Personal, Sachmittel und Öffnungszeiten drastisch gekürzt werden.

Die Gründe für dieses stetige Wachstum und die Konsolidierung des Kunstverleih-Gedankens, der sich innerhalb dieser Institutionen nicht zuletzt auch in der Vereinheitlichung der Terminologie ausdrückt - nach Bildleihstelle, Bilderleihe, Bilderei, Graphothek hat sich der Begriff Artothek durchgesetzt - sollen hier nicht näher untersucht werden - zu unterschiedlich sind im einzelnen die Ursachen und Bedingungen; statt dessen gilt es, diese insgesamt positive Entwicklung weiterhin tatkräftig zu unterstützen und zu fördern, denn noch längst nicht ist die Existenz dieser Institutionen überall auch dauerhaft abgesichert, geschweige denn "unverzichtbar" geworden.

Das Deutsche Bibliotheksinstitut bemüht sich deshalb im Rahmen seiner Möglichkeiten nach Kräften, den Kunstverleih als Segment städtischer Kulturarbeit zu fördern; allein schon indem es sich zuständig erklärt für diese etwas merkwürdige Zwitterform von Bibliothek und Museum (viele der bestehenden Artotheken - darunter die größten und leistungsfähigsten - sind in die städtischen Bibliothekssysteme integriert). Neben seiner Bereitschaft, für die Belange der Artotheken als Informations- und Clearingstelle zu fungieren, hat das Deutsche Bibliotheksinstitut seit Jahren Fortbildungsseminare veranstaltet, Fachpublikationen herausgegeben und einen regelmäßig erscheinenden Informationsdienst für die Artotheken eingerichtet - wichtige Arbeitshilfen für die in unterschiedlichster Trägerschaft befindlichen Institute und für die deshalb in der Regel sehr isoliert arbeitenden und mit den unterschiedlichsten Problemen kämpfenden Artothekare/innen.

Der vorliegende Band ist wiederum ein Ergebnis solcher Bemühungen des Deutschen Bibliotheksinstitutes um die Artotheken, zum größten Teil entstanden auf der Grundlage eines Fortbildungsseminars, das das DBI im September 1986 in der Artothek Gütersloh veranstaltete. Ziel dieses Seminars war es, die bislang in der praktischen Arbeit des Artotheksbetriebs gewonnenen Erfahrungen und Einsichten zu sammeln und zu dokumentieren, um allen Kolleginnen und Kollegen in den Artotheken einen praktischen Leitfaden in die Hand zu geben, der ihnen helfen kann, die Arbeitspraxis unter den Gesichtspunkten der Praktikabilität und Effektivität zu überprüfen, Anfangsfehler zu vermeiden und ihnen den fachlichen Informationsaustausch erleichtern soll.

Dieses Handbuch beschränkt sich daher ganz bewußt auf eine erste grundlegende, rezepturartige Darstellung der Arbeitspraxis in Artotheken; die Erörterung theoretischer Probleme dieser speziellen Art von Kunstvermittlung soll späteren Publikationen vorbehalten bleiben.

Der Herausgeber dankt nochmals allen beteiligten Autoren für ihre Bemühungen, ohne die dieser "Leitfaden" nicht zustande gekommen wäre.

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